Im Juli 2021 ist Judith Weibrecht im Auftrag des Magazins Radwelt entlang einer der ausgebauten Radreisestrecken durch Nouvelle-Aquitaine gefahren. Sie fuhr etappenweise mit einem gemieteten E-Bike und ihrem Gepäck von Thiviers im Périgord bis zu der Insel Aix am Atlantik.
In diesem Interview erzählt sie uns, was sie während ihrer Radtour dort alles erlebt hat, einige Genusstipps und welche technischen Details man bei der Organisation als Radfahrer mitbedenken sollte.
Unsere Region ist mit mehr als 4200 Kilometer langen, ausgebauten Radwegen entlang der Atlantikküste oder quer durch die Region ein beliebtes Radreiseziel.
Sie gehören teilweise zum europäischen Netz der sanften Mobilität. Diese Euro-Velo-Routen heissen Vélodyssée, Vélo Francette, Scandibérique und verbinden entlang des Garonne-Kanals den Atlantik mit dem Mittelmeer.
Du hast die neueste Radstrecke erkundet, die „Flow Velo“. Wieso hat dich diese Route besonders interessiert, und was hast du entlang des Radwegs gesehen?
Total interessant fand ich, dass man in der Genussregion der Dordogne beginnt (dahin wollte ich schon immer mal), dann die Charente entlang radelt und schließlich bis an den Atlantik und auf die Insel d‘Aix.
Dort sollte man dann noch ein paar Tage anhängen. - Begeistert haben mich die vielen hübschen Städtchen, die deutsche Touristen gar nicht auf dem Schirm haben: Ich habe Halt gemacht in Thiviers, St.-Jean-de-Côle, Angoulême, Cognac, Saintes, Rochefort und auf der Insel d‘Aix.
Und dazwischen habe ich auch öfters mal den Fuß vom Pedal genommen, weil ich eine schöne Bäckerei für die Mittagspause entdeckt hatte oder ein besonders hübsches Fotomotiv, weil Schwäne den Radweg blockierten (das war lustig) oder direkt am Wasser eine tolle Kneipe war.
Wie war deine Erfahrung mit Bett & Bike Leistungsträgern, die in Frankreich mit dem speziellen radfahrerfreundlichen Gütezeichen « Accueil Velo » gekennzeichnet sind?
Durchweg positiv! Was mich besonders überrascht hat, war, dass in allen Fahrradgaragen genügend Steckdosen für E-Bikes waren. So musste ich nie den Akku hoch ins Zimmer schleppen – und alle anderen auch nicht (ich traf immer wieder eine belgische Radfahrergruppe, die oft im gleichen Hotel übernachtete wie ich).
Was war dein schönstes Erlebnis auf deiner Radwanderung?
Oh, ich hatte sehr viele schöne Erlebnisse! Besonders liebe ich die Zufälle: Es war zum Beispiel eine Überraschung, bei dieser Metzgerei in Saint Pardoux de la Rivière einzukaufen, denn dort gab es auch Käse und viele köstliche Salate! Noch dazu war gleich um die Ecke ein hervorragender Picknickplatz am Fluss. - Immer wieder habe ich mich außerdem über freundliche Leute am Wegesrand gefreut, die kann ich nun wirklich nicht alle aufzählen. 😉 Ein Highlight waren die hübschen Städtchen, von denen ich gar nichts wusste: Cognac, Saintes, St.-Jean-de-Côle, Rochefort … eines schöner als das andere, ich hoffe, ich habe keine vergessen. Und die Insel d‘Aix als Abschluss war genau das Richtige! Der Sprung in die Fluten als Abschluss hat mir sehr gut gefallen. Runter vom Rad, rein ins Meer. 😉 Dort habe ich zum Beispiel im Fort Liedot eine sehr nette und kundige Führerin getroffen, die mir alles erklärt hat. Aber es gab in jeder Stadt, die ich besucht habe, tolle Guides!
Möchtest Du ein gastronomisches Highlight erwähnen?
Mit der sehr guten und sehr sympathischen Stadtführerin Christine Olmer war ich in der Comic-Hauptstadt Angoulême im Restaurant „La Cour“. Dort haben wir verschiedene kulinarische Spezialitäten probiert. Für mich das absolute Highlight!
Wie kommt man mit dem Zug von Süddeutschland nach Nouvelle-Aquitaine?
Von ganz Deutschland aus ist es am besten, in Zügen mit Fahrradmitnahme nach Straßburg zu fahren und dort in den TGV nach Bordeaux zu steigen (er nimmt Fahrräder mit). Von da aus fährt ein RER mit Fahrradmitnahme nach Thiviers.
Vielen Dank für das Gespräch und Deine großartigen Tipps!
Porträt von Judith Weibrecht
Judith Weibrecht liebt und praktiziert seit vielen Jahren Radreisen, und zwar rund um die Welt. Dabei fotografiert sie und hält gern die Atmosphäre schriftlich fest. Auch Kulinarik und Geschichte spielen bei ihr eine große Rolle. Dabei muss vor allem genug Zeit sein, um Land, Leute und Landschaften zu begegnen und zu erfahren.
Mehr Informationen findet ihr in ihrem ganzen Bericht hier :
👉 Feel the Flow! Wellen bis an den Atlantik | Judith Weibrecht (judith-weibrecht.de)